Die stille Gefahr: Warum Personaldienstleister durch verdeckte Arbeitnehmerüberlassung abgemahnt werden

Zeitarbeit 30.01 Personalblatt

Wenn Werkverträge zur Falle werden

In der modernen Arbeitswelt greifen Unternehmen verstärkt auf externe Dienstleister zurück, um flexibel auf Marktanforderungen zu reagieren. Doch ein falsches Vertragsmodell kann schnell zum rechtlichen Risiko werden. Die verdeckte Arbeitnehmerüberlassung ist dabei eine der häufigsten Fehlerquellen, die nicht nur hohe Bußgelder nach sich zieht, sondern auch Reputationsverluste und Untersagungsverfügungen zur Folge haben kann. Unternehmen und Personaldienstleister müssen deshalb die Abgrenzung zwischen Werkvertrag, Dienstvertrag und Arbeitnehmerüberlassung genau kennen und rechtskonform gestalten.

Typische Fehlerquellen bei der Arbeitnehmerüberlassung

Einer der häufigsten Fehler ist die unklare vertragliche Gestaltung von Werk- und Dienstleistungsverträgen. Ein scheinbarer Werkvertrag kann in der Praxis schnell als verdeckte Arbeitnehmerüberlassung gewertet werden, wenn folgende Merkmale vorliegen:

  • Der Auftraggeber erteilt direkte Weisungen an die externen Arbeitskräfte.
  • Die Tätigkeit der externen Mitarbeiter entspricht nicht dem vereinbarten Werkvertragsergebnis.
  • Die externen Arbeitskräfte sind organisatorisch in das Unternehmen des Auftraggebers eingebunden.
  • Die Vergütung erfolgt nicht pauschal für ein Werk, sondern stundenbasiert wie bei regulären Angestellten.

Insbesondere in Branchen wie Logistik, IT und Produktion sind diese Fehler weit verbreitet. Eine rechtskonforme Gestaltung der Verträge und eine sorgfältige Umsetzung in der Praxis sind daher essenziell.

Aktuelle Urteile und rechtliche Konsequenzen

Die Rechtsprechung zu diesem Thema hat sich in den letzten Jahren zunehmend verschärft. In einem aktuellen Urteil des Bundesarbeitsgerichts wurde entschieden, dass eine Vertragskonstruktion, die auf dem Papier als Werkvertrag ausgestaltet ist, aber faktisch eine Arbeitnehmerüberlassung darstellt, als unzulässig gewertet wird. In einem solchen Fall drohen Unternehmen empfindliche Strafen, darunter:

  • Rückabwicklung des Arbeitsverhältnisses mit dem Entleiher als Arbeitgeber
  • Geldstrafen bis zu 500.000 Euro
  • Verlust der Arbeitnehmerüberlassungserlaubnis

Besonders betroffen sind Personaldienstleister, die nicht explizit als Verleiher auftreten wollen, sondern mit Werk- und Dienstverträgen arbeiten. Die Prüfung durch die Bundesagentur für Arbeit kann in solchen Fällen schnell zu einem Verstoß gegen das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) führen.

Rechtssichere Gestaltung von Werk- und Dienstleistungsverträgen

Um das Risiko der verdeckten Arbeitnehmerüberlassung zu minimieren, sollten Unternehmen und Personaldienstleister folgende Best Practices beachten:

  • Klare Leistungsbeschreibung: Werkverträge müssen ein klares, messbares Ergebnis definieren. Die bloße Bereitstellung von Arbeitskraft reicht nicht aus.
  • Weisungsbefugnis des Auftragnehmers: Externe Mitarbeiter dürfen keine direkten Weisungen vom Auftraggeber erhalten. Alle Anweisungen erfolgen über den Werkvertragsnehmer.
  • Organisatorische Abgrenzung: Externe Mitarbeiter sollten nicht in Dienstpläne oder interne Strukturen eingebunden sein.
  • Vergütung nach Erfolg: Die Bezahlung sollte erfolgsbasiert erfolgen und nicht nach Stunden abgerechnet werden.
  • Regelmäßige Compliance-Prüfung: Unternehmen sollten ihre Verträge regelmäßig von Fachanwälten prüfen lassen, um sicherzustellen, dass keine verdeckte Arbeitnehmerüberlassung vorliegt.

Praktische Umsetzung und Verantwortung der HR-Abteilungen

HR-Verantwortliche spielen eine entscheidende Rolle bei der Implementierung rechtskonformer Werkvertragsmodelle. Sie müssen nicht nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen kennen, sondern auch die Compliance-Richtlinien in ihrem Unternehmen umsetzen. Dies umfasst die Schulung von Führungskräften, die Überwachung externer Arbeitsverhältnisse und die enge Zusammenarbeit mit der Rechtsabteilung.

Personaldienstleister sollten zudem mit ihren Auftraggebern klare Absprachen treffen und gemeinsam Modelle entwickeln, die den rechtlichen Anforderungen entsprechen. Nur durch eine transparente Vertragsgestaltung und eine saubere Trennung von Arbeitnehmerüberlassung und Werkverträgen lässt sich das Risiko von Abmahnungen und Bußgeldern minimieren.

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